Erst lesen, dann bewerten

Jeder freut sich über Lob. Den echten Profi erkennt man daran, dass er konstruktive Kritik an seiner Arbeit in eigenen Fortschritt verwandeln kann. Dies gilt auch für Autoren und Autorinnen und ihre Bücher. Daher sollte man sich, nachdem man ein Buch gelesen hat, nicht scheuen, seine Meinung über das Werk auf entsprechenden Foren kundzutun. Ob dies bei Amazon ist, in einem Blog oder anderen einschlägigen Buchseiten, ist dabei egal: Ein Autor findet eine Bewertung, wenn er danach sucht, und letztlich sollen die Bewertungen anderen Buchinteressenten dabei helfen, sich zum Kauf und zum Lesen dieses Buches zu entscheiden – oder es zu unterlassen.

Wie soll so eine Bewertung aussehen?

Eine Buchbewertung oder auch -besprechung sollte nicht nur in einem Satz verkünden, dass man das Buch gelesen hat. Sie sollte schon zeigen, dass man sich mit dem Werk dieses Autors oder dieser Autorin auseinandergesetzt hat, man sich sozusagen diesen Schuh angezogen hat und damit auch ein paar Meter gelaufen ist. Deshalb sollte eine Buchbesprechung zunächst in wenigen Sätzen den Inhalt des Buches zusammenfassen, ohne zu viel zu verraten. Schließlich soll der Text auf das Buch neugierig machen und nicht spoilern.

Als nächstes kann man darauf eingehen, wie gelungen man diese Möglichkeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, findet. Ist das Buch spannend, hält die Spannung bis zum Schluss oder wird es zwischendurch fade? Weiß man bei einem Krimi schon früh, wer der Mörder ist oder gelingt es, ihn erst am Schluss zu präsentieren? Ist bei einer Liebesgeschichte bis zum Ende nicht klar, wer mit wem happy wird?

Wer noch mehr schreiben möchte, kann darauf eingehen, wie die einzelnen Figuren gestaltet sind. Sind die Hauptpersonen in ihren Handlungen und Beschreibungen so charakterisiert, dass man sie sich gut vorstellen kann? Erkennt man bei Dialogen, wer mit wem spricht, oder ist jedes Gespräch ein Einheitsbrei? Gibt es in der Geschichte zu viel Personal, so dass man zwischendurch gar nicht mehr weiß, wer der Vetter Dings aus Bums war und was er nochmal für eine Rolle spielt? Oder fehlt sogar noch eine weitere Person, ein Antagonist, ein Helfer, jemand, mit dem sich die Hauptfigur unterhalten kann?

Man kann vor ein paar abschließenden Worten noch auf die Logik des Buches und seiner Geschichte eingehen: Ist alles wirklich vorstellbar, oder gibt es Anachronismen, wie elektrische Geräte im 18. Jahrhundert eines historischen Romans oder eine Elfe die nicht fliegen kann, die nicht erklärt werden?

Hinweis für Autor oder Autorin, interessant für den Leser

Am Schluss sollte man noch klar sagen, ob man empfiehlt, das Buch zu lesen oder es besser zu lassen. Vielleicht hat man es selbst nicht bis zum Schluss gelesen oder, im Gegenteil, es ohne Pause verschlungen. Auch das interessiert potentielle Käufer und Leser des Buches.

Für den Urheber oder die Urheberin des Buches sind solche ernstgemeinten Buchbewertungen oder -besprechungen sehr wichtig. Sie zeigen, dass sich der Leser Zeit für das Buch und seine Bewertung genommen hat. Dem Autor oder der Autorin hilft eine solche Bewertung bei der Arbeit an zukünftigen Werken. Schreibt man selber, sieht man durch solche Besprechungen auch sein eigenes Schreiben mit kritischeren Augen und kann dadurch besser schreiben.